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Die Mundspüllung mit Sesamöl oder Kokosöl (Ölziehen) ist eine einfache, aber hochwirksame Methode zur Entgiftung der Mundschleimhaut. Der Effekt basiert aus dem Herauswaschen von mikrobiellen Stoffwechselprodukten (Endotoxinen), die für die Mundgesundheit eine Belastung darstellen. Die Wirksamkeit des Ölziehens wurde durch Multicenterstudien in den USA und Indien belegt, und sollte für jeden Menschen Teil der persönlichen Hygiene werden. Einige Regeln bei der Anwendung sind aber zu beachten …
Die bakterielle Belastung der menschlichen Mundhöhle ist immens. Weit über 400 verschiedene Arten tummeln sich auf und in diesem relativ kleinen Ort in Milliardenanzahl, egal nun einmal wie sauber oder unsauber die Mundhöhle ist. Unabhängig davon, was diese Bakterien machen, sie haben alle das Eine gemeinsam: sie haben einen Stoffwechsel, und der hinterlässt Spuren in Form von so genannten Endotoxinen, Endprodukte des bakteriellen Soffwechsels, die auch in die Mund-schleimhaut abgelagert werden.
Die Endotoxine spielen eine wichtige Rolle im kommunikativen Zusammenhalt der Bakterien und lassen sich ganz grob in zwei Kategorien einteilen: Wasserlösliche, und Fettlösliche. Nun basiert die überwältigende Mehrheit von Mundspülmitteln auf Wasser, und hier kommt gleich die schlechte Nachricht: nur rund 15% der in der Schleimhaut deponierten Endotoxine ist überhaupt wasserlöslich. Der stattliche Rest von 85%, ist rein fettlöslich und kann nicht mit irgendeinem „Wässerchen“ aus der Schleimhaut gelöst werden. Das ist nur durch die Verwendung von Ölen möglich. Aber, Vorsicht. Es gibt nur zwei Öle, die hier zum Einsatz kommen dürfen. Dies ist einerseits das Sesamöl, das neben seiner spezifischen Molekularität einen „saponierenden“ (einseifenden) Effekt hat, und damit die Säuberung sehr intensiv ist, andererseits kann auch Kokosöl eine gute Alternative darstellen für diejenigen, die kein Sesamöl mögen. Alle anderen Öle haben keinen bis höchstens nur geringen Effekt.
Wie sieht nun die Anwendung aus?
Zunächst einmal muss verstanden werden, dass die Magensäure – immerhin hochkonzentrierte Salzsäure – Gifte grundsätzlich nicht neutralisieren kann. Ein Verschlucken der in Öl gelösten Endo-TOXINE muss also vermieden werden, möchte man sich nicht der Gefahr einer möglichen Intoxikation (Vergiftung) aussetzen.
Deshalb wird das Öl, mit dem gespült wurde, stets ausgespeit. Die Länge des Ölziehens sollte mindestens 10 Minuten betragen. Zwar war bei den zuvor erwähnten Multicenterstudien stets eine Zeit von 20 Minuten die Vorgabe, aber, in der täglichen Realität lässt sich das eher schwer einhalten.
Mein Vorschlag geht eher dahin jeden zweiten Tag das Ölziehen für 10 Minuten durchzuführen, dann aber konsequent. Es kann hier, was das Öl anbetrifft, auf alles, was kostenintensiv ist verzichtet werden. Jedes Sesamöl oder Kokosöl aus dem Asialaden oder vom Discouter macht einen guten Job.
Der Erfolg bleibt nicht aus. Nach ein paar Tagen werden sich die Zähne besser anfühlen, das Zahnfleisch ist straffer und mögliches Zahnfleischbluten hat sich reduziert. Alles fühlt sich „gesunder“ an.
Vor parodontal-chirurgischen Eingriffen in meiner Praxis werden Patienten routinemäßig auf Ölspülungen gesetzt, beginnend ca. 2 Wochen vor dem Eingriff. Allein durch das Vorhandensein wesentlich sauberer Schleimhäute ist die Wundheilung generell besser und das Einwachsen, z.B. von Transplantaten, komplikationsfreier als ohne diese prae-chirurgisch präventive Maßnahme.
Wenn mich Patienten fragen, was sie zum Gelingen im Rahmen eines parodontalchirurgischen Eingriffs tun können, erhalten Sie stets die Antwort: Bitte spülen Sie mit Öl … 10 Minuten täglich bis zum Tag der OP; danach jeden 2. Tag.